Trainer-Ikone schlägt nach tragischem Todesfall Alarm: 90 Prozent der Pisten sind zu riskant
La Parva (Chile) – Der Tod des italienischen Speed-Profis Matteo Franzoso (†25) hat eine heftige Debatte über die Sicherheit auf den Skipisten entfacht. Nun äußert sich eine Trainer-Legende und warnt eindringlich vor den unzureichenden Schutzvorkehrungen auf vielen Strecken.
„Ich habe über viele Jahre mit meinen Sportlern in La Parva trainiert. Weil dort überwiegend veraltete B-Netze zum Einsatz kommen, ist mir das hohe Gefahrenpotenzial bei Speed-Abfahrten bestens bekannt“, erklärte Sepp Brunner (65) im Gespräch mit dem Schweizer Blick.
Der Österreicher betreute zahlreiche Top-Athleten wie Beat Feuz (38) und Vincent Kriechmayr (33) und zog sich nach der vergangenen Saison nach langjähriger Tätigkeit als Cheftrainer des österreichischen Speed-Teams in den Ruhestand zurück.
Brunner betonte, dass die Strecke in La Parva, die viele Teams im Sommer als Trainingsort nutzen, kein Einzelfall sei.
„Bei etwa 90 Prozent der Trainingspisten abseits des Weltcup-Zirkus hatte ich als Trainer vor jedem Training Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte“, schilderte Brunner. „Tatsächlich gibt es weltweit nur eine permanente alpine Trainingsstrecke, die den höchsten Sicherheitsstandards entspricht – und das ist die Piste in Copper Mountain!“
Da diese jedoch erst ab November nutzbar ist, müssen die Teams auf andere Pisten ausweichen – im Falle Franzosos mit fatalen Konsequenzen. Nach einem Sturz durchbrach er mehrere Schutznetze und prallte mit dem Kopf gegen einen Holzzaun.
Auch Urs Lehmann (56), der neue Geschäftsführer des Ski-Weltverbands FIS, teilt Brunners Einschätzung.
Der Schweizer hat sogar seiner eigenen Tochter davon abgeraten, auf der gefährlichen Strecke in Chile zu trainieren.
„Ich reiste mit meiner 21-jährigen Tochter Nina, die im FIS- und Europacup an den Start geht, nach Südamerika. Nina wollte ebenfalls in La Parva trainieren, doch wir kamen überein, dass diese nur unzureichend gesicherte Piste für eine junge und wenig erfahrene Sportlerin nicht geeignet ist“, berichtete Lehmann.
Für Sepp Brunner bestätigt der aktuelle Todesfall einmal mehr, dass sein Rücktritt die richtige Entscheidung war: „Wenn ich sehe, wie sich der Skisport entwickelt, bin ich froh, nicht mehr involviert zu sein.“